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Vom Rollstuhl in den Schwammerlwald

Nach postoperativen Komplikationen lautete die Diagnose inkompletter Querschnitt. Mit unbegrenztem Willen und intensiver Bewegungstherapie schaffte es Leo R. wieder mit Krücken in den Schwammerlwald.

Leo R. trainiert mit unserem Gangtrainer "Lyra"
Leo R. trainiert mit unserem Gangtrainer "Lyra"

Bei einer Routine Gastroskopie im Jahr 2018 wurde bei Leo R. Magenkrebs diagnostiziert. Die Ärzte rieten zu einer Operation, die problemlos verlief. Auf der Normalstation verschlechterte sich sein Zustand jedoch. Er erlitt einen Platzbauch und eine Lungenentzündung und musste intubiert werden. 47 Tage lag Leo danach auf der Intensivstation. Nach dem Aufwachen konnte er nicht mehr sitzen, gehen oder stehen. Diagnose: inkompletter Querschnitt, deren Ursache bis heute nicht geklärt ist. Es folgten neun Monate stationärer Aufenthalt im Krankenhaus und intensive Rehabilitation und Mobilisation in verschiedenen Reha-Einrichtungen. Die letzte Reha brachte jedoch keine wesentlichen Verbesserungen mehr hervor – Leo war auf den Rollstuhl angewiesen. Auch die Ärzte sagten keine guten Zukunftsaussichten voraus, da in seinem Alter die neurologische Wiederherstellung von Bewegungseinschränkungen unwahrscheinlich sei. „Damit wollte ich mich aber nicht zufriedengeben“, erzählt Leo. Durch einen Folder wurde er auf das robotikgestützte Therapiezentrum HOME4MOTION in Graz aufmerksam und startete dort im August 2019 seine Therapie und zusätzlich eine konventionelle Physiotherapie in Leoben.


Wieder Schwammerl suchen können

„Ich bin ein sehr naturbezogener Mensch. Schon als Kind habe ich gerne Zeit im Wald beim Beeren sammeln oder Schwammerl suchen verbracht. Oder im Frühling, wenn der Kiefer- oder Fichtenwald blüht, war es das schönste für mich, mich dort in das Moos zu legen und einfach zu genießen. Das würde ich gerne wieder machen können“, erzählt Leo. Leos Rückhalt und Motivation sind seine Frau und seine Familie. „Ich möchte für niemanden eine Last sein und ich wollte selbst auch wieder auf die Beine kommen. Für mich, aber auch für meine Familie“, schildert Leo weiter.


Aus diesem Grund liegt der Fokus bei HOME4MOTION bei der Verbesserung bzw. am Wiedererlernen vom Gehen. Gehen ist ein komplexer Vorgang und erfordert Kraft, Ausdauer und Koordination der Beinmuskulatur und eine ausreichende Stabilisierung des Rumpfes. Das wird durch unseren Gangtrainer Lyra und den Gangphasentrainer Omego intensiv trainiert. Durch das rhythmische Gehen und die zyklische Aktivierung und Entspannung der Beinmuskulatur wird die adäquate aktive Bewegung der Beine, sowie die Ausdauer und Kraft der Beinmuskulatur verbessert.

Leo R. möchte seine Geschichte erzählen, aber unerkannt bleiben


Zu Beginn musste Leo noch mit dem Rollstuhl zum Gangtrainer geschoben und ein großer Teil des eigenen Gewichts entlastet werden. Mit unseren Gangtrainern ist es nämlich möglich ein physiologisches Gangbild mit einer Teil- oder Vollentlastung durchzuführen. Die Entlastung wurde bei Leo mit der Zeit immer geringer und auch der allgemeine Gesundheitszustand hat sich langsam so gesteigert, dass Leo im September bereits Verbesserungen in Oberschenkel und Knien bemerkte und er zu Weinachten schon etwas längere Strecken mit dem Rollator gehen konnte. Im Februar 2020 folgten schon erste Gehversuche mit Krücken und im Sommer mit Wanderstecken. „Es ist aber nicht so, dass ich auf den Rollstuhl verzichten kann. Für weite Strecken ist er noch notwendig. Aber wenn ich den Unterschied betrachte, vom Frühjahr 2019, wo ich an den Rollstuhl gebunden war, bis heute, ist der Fortschritt für mich doch erheblich“, erzählt Leo begeistert. Einen Teil dazu beigetragen hat auch der Gangphasentrainer Omego, mit dem auf die Gangphasen der Stand- bzw. der Spielbeinphase spezifisch eingegangen werden kann. Übungen, wie die Beinpresse oder der Stepper ermöglichen durch variierende Anforderungen in unterschiedlichen Spielen das gezielte Trainieren der Strecker und Beuger von Knie und Hüfte.

Leo R. trainiert am Gangtrainer "Lyra"


Niemals aufgeben

Leos größte Schwächen sind noch Gleichgewicht oder langes Stehen. „Ich versuche mir immer kleine Ziele zu setzen. Zu Beginn wollte ich vom Rollstuhl für kurze Strecken rauskommen, als das funktionierte, wollte ich mit dem Rollator weitere Strecken gehen und so weiter. Heute ist mein nächstes Ziel kurze Strecken frei gehen und länger frei stehen zu können“, berichtet Leo. Essenziell für die Verbesserung des Gleichgewichts ist die Rumpfstabilität, die durch die Reduktion der Stützaktivität der Arme auf dem Gangtrainer Lyra trainiert wird. Während Leo mit den Armen neben dem Oberkörper pendelt oder die Arme gestreckt hochhebt, besteht die Herausforderung den Rumpf stabil zu halten, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Leo meistert diese Therapieübungen immer besser und für eine längere Zeit.


Wie er so motiviert bleibt?

„Meine Hauptmotivation sind meine Frau und meine Familie, aber auch der Freundes- und Bekanntenkreis. Sie haben mich immer gepusht und Rückhalt gegeben – das war meine Hauptstütze. Aber natürlich auch die sehr gute Arbeit der mich betreuenden Physiotherapeuten, die mich immer weiterbringen. Wir haben auch einen großen Garten, der mir große Freude bereitet. Wenn man dort nicht arbeiten kann, ist das ein Problem für mich. Das war auch eine Motivation für mich“ Leo R.

Mit Krücken im Wald

Leo möchte anderen Betroffenen Mut machen. „Man hat auch Tage, wo es nicht so läuft, oder Rückschritte macht, aber solange man eine positive Einstellung hat und der Körper das natürlich ermöglicht, dann geht was weiter und es verbessert sich – man muss es wollen! Ich kann nur jedem den Rat geben, das möglichste zu versuchen, damit man selbst aus dem persönlichen Schlamassel wieder herauskommt“, möchte er Anderen auf den Weg geben.


Nicht aufgeben hat sich für Leo gelohnt. Im August des Vorjahres konnte er mit seiner Frau und seinen Krücken eine kurze Strecke in genau jenen Wald gehen, wo das Ehepaar früher immer gemeinsam Zeit verbracht hat. Sie haben dabei sogar Eierschwammerl und Steinpilze sammeln können.


Ein halbes Jahr früher hätte ich mir das nie gedacht, dass ich nochmal in den Wald kommen würde. Das hat schon eine sehr große Bedeutung für mich“, erzählt Leo.

Leos Geschichte haben wir auch in einem Video zusammengefasst.

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