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AutorenbildHelena Inama

Therapie bei ICP - Moritz startet durch

Der 4,5-jährige Moritz leidet an einer infantilen Zerebralparese – einer bleibenden motorischen Störung, die sich bei Moritz durch eine linksbetonte Lähmung aller vier Extremitäten zeigt. Eine Intensivtherapie bringt Moritz weiter voran.

Moritz spielt mit der Physiotherapeutin
Moritz ist eine kleine Frohnatur

Der 4,5-jährige Moritz ist einer unserer jüngsten Patient:innen. Moritz ist ein Zwilling und hatte nach seiner Geburt eine schwere Gehirnblutung. Dies führte bei ihm zu einer Cerebralparese, die sich in Form einer linksbetonten spastischen Tetraparese (Lähmung aller vier Extremitäten, aber die linke Seite ist mehr betroffen) äußert.


Moritz kann frei sitzen, verwendet jedoch seine Hände nicht zum Stützen. Wenn ihn also etwas aus dem Gleichgewicht bringt, kann er sich nicht selbst abstützen bzw. auffangen. Liegend kann sich Moritz selbstständig vom Rücken in die Bauchlage und auch wieder zurückdrehen. In Bauchlage schafft er es in den Ellenbogenstütz zu kommen und nach vorne zu robben, jedoch kommen in dieser Position die Beine häufig in eine Streckspastik. Dies führt zu einer Verlagerung des Körperschwerpunktes Richtung Kopf (kranial) und erschwert Moritz die Aufrichtung seines Oberkörpers. Dies ist auch ein Grund dafür, dass selbstständig Stehen noch nicht möglich ist. Durch intensives Üben mit seinen Eltern und Therapeut:innen zu Hause hat er jedoch bereits gelernt die Beine zum unterstützten Aufstehen kurz zu strecken.


Zusätzlich war die Sehfähigkeit von Moritz in seinen ersten Lebensjahren stark eingeschränkt. Nach einer Stammzellentherapie kann er nun etwas besser sehen und Gegenstände besser wahrnehmen. Seit Mitte des Sommers kann er nun mit der rechten Hand bewusst zugreifen. Seine linke Hand verwendet er aufgrund der linksbetonten Lähmungen kaum und hält sie meist in einer gebeugten Haltung am Körper. Anders sieht es beim Klatschen aus: er bewegt beide Hände spontan zur Mitte.


Im September 2022 ist Moritz gemeinsam mit seinen Eltern für eine einwöchige Intensivtherapie vom Salzburger Pongau in unsere Therapieeinrichtung nach Graz gekommen. Ziele der Intensivtherapie waren die Verbesserung der Körperwahrnehmung, insbesondere die Wahrnehmung der linken Hand, die Steigerung der Bein- und Rumpfaktivität, der Rumpfkontrolle in unterschiedlichen Positionen und der Stützaktivität beider Arme. Um die Ziele zu erreichen, trainierte er täglich fleißig 4 Stunden, 2 Stunden am Vormittag und 2 Stunden am Nachmittag.


Intensivtherapie brachte Verbesserungen

Bein- und Rumpfaktivität wurde unter anderem mit unserem Gangtrainer PerPedes trainiert, mit dem Moritz 2-mal täglich gegangen ist. Zu Beginn der Woche waren ungefähr 15 Minuten Gehzeit am Stück möglich. In den letzten drei Therapietagen konnte die Gehzeit verdoppelt werden. Zusätzlich konnte man im Laufe der Woche auch an der Rumpfaufrichtung und Aktivierung der Beine eine Veränderung erkennen. Während Moritz am Anfang noch recht passiv im Gurt trainiert hat, konnte er am Ende schon die Beine aktiv mitstrecken und seinen Oberkörper aufrecht halten. Während des Gehens hat die Therapeutin Helena immer wieder die linke Hand aus der Beugehaltung geholt und Moritz zum Greifen animiert und viel Input für das Tastempfinden durch Druck gesetzt. Am ersten Tag hat Moritz die linke Hand sofort weggezogen und ließ die Berührung nicht gerne zu, aber jeden weiteren Tag willigte er Tätigkeiten mit dieser Hand immer mehr ein. Am Ende der Intensivtherapie hat er sogar mit der linken Hand zu seiner Spielkette gegriffen.


Moritz übte seine Rumpfkontrolle am Pezziball
Moritz übte seine Rumpfkontrolle am Pezziball

Moritz übte seine Rumpfkontrolle z.B. im Sitzen mit Übungen am Pezziball. Auf einer wackeligen Unterlage wie dem Pezziball zu sitzen, lehrt Moritz seinen Oberkörper zu stabilisieren. Dabei wurde er von der Physiotherapeutin Helena nur am Becken gehalten. Mit dem Pezziball wurde auch die reaktive Stützaktivität der Arme beübt, indem der Pezziball weit zu einer Seite gerollt wurde. Damit er mit dem Oberkörper nicht zu weit zur Seite kippt, musste er mit der Hand derselben Seite auf der daneben stehenden Therapieliege abstützen.

Weiters wurden die Rumpfkontrolle und Stützaktivität der Arme im Reitersitz am Stepper sitzend trainiert. Dabei sollte Moritz mit der rechten Hand weit nach vorne zu seinem Spielzeug greifen. Um nicht nach vorne zu fallen, musste er sich mit der linken Hand nach vorne stützen. Dies war mit Unterstützung jeden Tag besser möglich. Zusätzlich sollten Übungen in Bauchlage und im Vierfüßlerstand zum Erreichen der genannten Ziele für Rumpf und Arme beitragen.



Weiters trainierte Moritz im Kniestand und im Stehen. Hierbei waren deutliche Verbesserungen erkennbar. Anfangs war es kaum möglich diese beiden Positionen zu halten. Am Ende spielte Moritz voller Begeisterung auf seinem Klavier, während er minutenlang die stehende Position halten konnte. Hierbei war nur eine leichte Unterstützung am Becken nötig. Auch im Kniestand konnte Moritz am Ende der Woche mehrere Minuten bleiben und gleichzeitig mit den Händen spielen. Besonders viel Spaß hatte er immer, wenn Tätigkeiten der Hände mit Singen und anderen Geräuschen verbunden wurden. Ein Highlight der Therapiewoche war als Moritz zu Geräuschen, die sein Vater gemacht hat, bewusst mit der linken Hand gegen den Pezziball geklopft hat.


Unbedingt mit Ton anschauen:





Großzügige Spende für Intensivtherapie

Die Intensivtherapie für Moritz im September 2022 wurde dank einer großzügigen Spende des Vereins freiraum-europa ermöglicht. freiraum-europa unterstützt vorwiegend Kinder und Jugendliche, die vom Schicksal schwer getroffen wurden. Die positiven Entwicklungen seit der Gründung sind den vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen von freiraum-europa zu verdanken. freiraum-europa unterstützt im In- und Ausland behinderte Menschen in Notlagen mit Sach- und Geldspenden sowie Beratungs- und Bildungsleistungen. "Es ist uns wichtig, insbesondere dort zu helfen, wo Hilfe am nötigsten ist“.


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