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Intensivtherapie bringt weitere Fortschritte

Bei einem Autounfall vor 2 Jahren zog sich die mittlerweile 18-jährige Yvonne einen Wirbelbruch zu und benötigt seither einen Rollstuhl. Doch Aufgeben ist für Yvonne keine Option. Eine Intensivtherapie bringt sie ihrem Ziel wieder gehen zu können ein Stückchen näher.

Aufgeben ist für Yvonne keine Option
Aufgeben ist für Yvonne keine Option

Die heute 18-jährige Yvonne hatte mit 16 Jahren einen unverschuldeten Autounfall. Die Folge: eine Rückenmarksverletzung mit einer inkompletten Querschnittlähmung ab dem 1. Lendenwirbel. Seit sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, trainiert Yvonne schon in unserer Therapieeinrichtung in Wien und kommt in regelmäßigen Abständen zur Intensivtherapie nach Graz.


Ihr Ziel ist es, die Kraft und Wahrnehmung der Beine immer weiter zu steigern, damit sie wieder selbstständig stehen und gehen kann. Dazu ist es wichtig, unter anderem die Rumpfstabilität weiter zu steigern, damit Yvonne auch in hohen Ausgangpositionen eine gute Balance im Oberkörper halten kann.


Intensivtherapie im Juli

Um ihre Ziele zu erreichen, trainierte Yvonne in der Intensivtherapie mit unseren abwechslungsreichen robotikgestützten Therapiegeräten und Betreuung unserer Physiotherapeut:innen. Sie trainierte täglich 4 Stunden, 2 Stunden davon am Vormittag und 2 Stunden am Nachmittag, und am letzten Tag weitere 2 Stunden.


Yvonnes Lieblingsgeräte, der Gangphasentrainer „Omego“, kann auf verschiedene Arten genutzt werden.

Ich mag den Omego so gerne, weil ich eine so angenehme Bewegung der Beine machen kann und ich spüre auch, dass ich durch meine eigene Kraft der Beine etwas bewirken kann. Das ist so toll“, erzählt Yvonne.

Eine Möglichkeit am Omego ist z.B. die Radfahrbewegung, wobei die Muskulatur durch die Assistenz-Funktion unterstützt werden kann. Oder man nutzt Omego als Beinpresse, der mit und ohne Widerstand die Oberschenkelmuskulatur zur Kniestreckung trainieren kann. Durch die richtige Winkeleinstellung kann man so auch die verschiedenen Gangphasen nachstellen und spezifisch üben.


Auf der „Lyra“ und „PerPedes“ hat Yvonne die Möglichkeit, unter Abnahme des Körpergewichts, eine hohe Anzahl an Schritten zu machen. Gesichert durch ein Gurtsystem können wir durch viele Wiederholungen und Reize in aufrechter Position, die Muskulatur zum Gehen aktivieren. Teilweise schafft es Yvonne schon die Hände lockerer zu lassen und sich nicht nur maximal durch Stützkraft aufrecht zu halten.

Hierfür übten wir auch immer wieder das Aufstehen aus dem Sitzen. Yvonne schafft es immer besser sich über die Kraft der Beine aufzustützen und kurz mit Unterstützung eines Therapeuten zu stehen.



Das Therapiegerät „Tymo“ setzten wir bei Yvonne vor allem ein, um die Gewichtsverlagerung der Beine, sowohl im Sitzen als auch im Stehen in unserem Stehtisch zu trainieren. Auch die MFT Platte kam hierbei zum Einsatz, weil durch die Kippbewegungen der MFT Platte die Gewichtsverlagerung unterstützt wird und Yvonne die Bewegung besser wahrnehmen kann. Zum Trainieren der Rumpfstabilität nutzten wir zusätzlich die klassischen Übungen aus der konventionellen Physiotherapie.

Hierzu gehören Übungen im Vierfüßlerstand, weil in dieser Position die Rumpfmuskulatur in einer optimalen Wirbelsäulenposition geübt werden kann. Durch verschiedene Herausforderungen in dieser Position konnten wir das Gleichgewicht, die stabilisierende Bauchmuskulatur, Stützkraft der Arme und die Stabilität des Beckens und der Beine forcieren.


Im Sitz auf dem Pezziball konnten wir auch in Verbindung mit dem Pablo Multisensor die Stabilität des Oberkörpers trainieren. Außerdem ist dabei eine sanfte Mobilisation der Lendenwirbelsäule möglich, was Yvonne auch zur Entspannung hilft, da sie bei längerem Stehen Schmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich hat.

Durch das Abstützen auf den Pezziball nach vorne im Sitzen gibt es eine weitere Möglichkeit das Gleichgewicht des Oberkörpers und die Spannung der Bauch- und Rückenmuskulatur zu trainieren. Je weiter sie den Ball nach vorne rollt, desto mehr Körperspannung braucht sie, um den Ball stabil zu halten.

Eine weitere wichtige Übung aus der konventionellen Physiotherapie ist bei Yvonne die Brückenübung, weil sie hier die Becken- und Rückenmuskulatur trainieren, kann, welche sie auch im Stehen ansteuern muss. Dazu liegt sie am Rücken, die Therapeut:innen helfen die Beine aufgestellt zu halten und Yvonne drückt die Füße fest in den Boden und hebt das Becken in die Höhe. Diese Übung ist optimal, um die Fähigkeit der Ansteuerung der Muskulatur zu verbessern und die Kraft zu steigern, ohne in einer höheren Position das Gleichgewicht gegen die Schwerkraft halten zu müssen.


Objektive Werte zeigen nach oben

Um objektiv bewerten zu können, ob unsere Patienten:innen Fortschritte machen, führen wir jedes Mal eine genaue Anfangsuntersuchung durch. Die Tests dieser Untersuchung werden während und am Ende des Therapieblocks wiederholt, damit wir ein optimales Training gewährleisten können.


Zu Beginn führten wir einige an ihre Ziele angepassten Assessments durch. Mit einem abgewandelten Functional Reach Test war es möglich die Rumpfstabiliät im Sitzen zu testen. Hierbei sitzt Yvonne auf einer markierten Stelle auf der Therapieliege und hat den Auftrag sich mit ausgestreckten Armen nach vorne, nach rechts und links zu neigen. Sie lehnt sich so weit, dass sie sich gerade noch halten kann.

Gemessen von den Sitzbeinknochen schafft sie nach rechts 61cm, links 62cm und nach vorne 64cm. Die Seitneige schafft sie, ohne die Füße am Boden aufzustellen und die Vorbeuge nach vorne mit aufgestellten Füßen. Am letzten Tag konnte sie sich im gleichen Setting jeweils um einige Zentimeter verbessern.

Therapiestart

Therapieende

Functional Reach Test

Rechts: 61cm Links: 62 cm Vorne: 64 cm

Rechts: 66 cm Links: 64 cm Vorne: 65 cm



Für die Kraftsteigerung der Oberschenkelmuskulatur haben wir am Omego den Krafttest Sit to Stand gemacht. Am ersten Tag schaffte sie insgesamt 42 kg (links 18,7 Kg, rechts 23,2 KG). Zu Therapiemitte am Mittwoch fühlte sie sich sehr gut und konnte auf der Beinpresse viele Wiederholungen absolvieren und konnte ihren neuen Höchstwert an Beinkraft erreichen: gesamt 44,3 kg (links 19,6Kg, rechts 25,8 Kg), das innerhalb von 2 Tagen ein guter Erfolg ist. Im weiteren Verlauf der Woche hatte Yvonne dann beim Drücken der Beinpresse Schmerzen, vor allem im rechten Oberschenkel. Diese Schmerzen konnten durch kurze Triggerpunktbehandlungen gelindert werden. Beim Krafttest am letzten Tag war sie aber durch diese Schmerzen limitiert und erreichte gesamt 34,6 KG (links 17,9 Kg, rechts 18,6 Kg). Die Physiotherapeutin ist aber davon überzeugt, dass Yvonne durch die allgemeine Kraftsteigerung bei der nächsten Intensivtherapie weitere Erfolge erzielen wird.

Letzte Intensivtherapie

Therapiestart

Höchstwerte (Wochenmitte)

Kraftmessung

Links: 20,7 kg Rechts: 21,8 kg

Links: 18,7 kg Rechts: 23,2 kg

Links: 19,6 kg Rechts: 25,8 kg

Gesamtbeinkraft (Sit-to-stand Kraft)

42,2 kg

42 kg

44,3 kg


Zur Beurteilung der Wahrnehmung der Beine führten wir den Test der Propriozeption zuerst einbeinig mit der Konzentration auf nur einem Bein, und zum Schluss beidbeinig durch. Hierbei fahren die Pedale vom Omego in eine bestimmte Beinposition. Yvonne erspürt diese Position. Nachdem die Pedale zurück in der Ausgangsposition sind, versucht Yvonne die gleiche Position wieder zu einzunehmen. Das Gerät misst dann die Abweichungen von der Originalposition. Es werden immer 4 Durchgänge gemacht. Zu Therapiebeginn ergab der Test beidbeinig eine Abweichung von 40,8 Grad und am Ende der Intensivtherapie erreichte Yvonne eine gute Steigerung mit einer gemessenen Abweichung von nur 19 Grad. Das bedeutet eine Verbesserung von mehr als der Hälfte.


Zum Schluss führten wir noch den Test durch, wie lange Yvonne mit den Händen abgestützt auf einer Liege oder Sitzbank im hohen Kniestand stehen kann. Diese Position ist für sie eine gute Möglichkeit ihre Aufrichtung und Balance im Becken zu trainieren. In 3 Versuchen konnte Yvonne zeigen, wie lange sie sich im Kniestand halten kann. Und Yvonne hat sich großartig verbessert, über die sie sich sehr freuen kann! Sie konnte die gemessene Zeit im Kniestand im letzten Versuch mehr als verdoppeln und somit auch ihre Balance im Becken verbessern. Yvonne war sehr begeistert, dass sie den Kniestand überhaupt machen kann, denn bei der letzten Intensivtherapie in Graz konnte sie diese Position noch gar nicht machen.

Therapiestart

Therapieende

Hoher Kniestand

Versuch 1: 24 Sekunden Versuch 2: 30 Sekunden Versuch 3: 20 Sekunden

Versuch 1: 38 Sekunden Versuch 2: 42 Sekunden Versuch 3: 50 Sekunden


Viele Fortschritte

Yvonne hat in dieser Woche wieder viele Fortschritte in Richtung Stehen und Gehen gemacht.

„Obwohl ich schon einige Intensivtherapien gemacht habe, finden die Physiotherapeut:innen immer neue Übungen und machen die Therapie so abwechslungsreich. Ich habe auch für zu Hause einige Übungsideen für den Alltag mitgenommen“, erzählt Yvonne am Ende ihrer Intensivtherapie.

Wir sind stolz und freuen uns, dass wir sie weiterhin auf diesem Weg begleiten können. Die nächste Intensivtherapie bei uns ist auch bereits in Planung.

Wir wünschen dir, liebe Yvonne, alles Gute und freuen uns dich bald wieder bei uns in Graz begrüßen zu können.




Großzügige Spende für Intensivtherapie

Yvonnes Intensivtherapie im Juli 2022 wurde dank einer großzügigen Spende des Vereins freiraum-europa ermöglicht. freiraum-europa unterstützt vorwiegend Kinder und Jugendliche, die vom Schicksal schwer getroffen wurden. Die positiven Entwicklungen seit der Gründung sind den vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen von freiraum-europa zu verdanken. freiraum-europa unterstützt im In- und Ausland behinderte Menschen in Notlagen mit Sach- und Geldspenden sowie Beratungs- und Bildungsleistungen. "Es ist uns wichtig, insbesondere dort zu helfen, wo Hilfe am nötigsten ist“.



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