Jimmy klettert die Erfolgsleiter hoch hinauf
- Franziska Jaeger
- 25. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Apr.

Cemal, auch liebevoll Jimmy genannt, wird seit Oktober 2024 bei uns im neurologischen Therapiezentrum HOME4MOTION Wien physiotherapeutisch behandelt. Der Vierjährige hat die Diagnose Infantile Cerebralparese, weshalb er zum Zeitpunkt seiner Geburt zu wenig Spannung in seiner Muskulatur (Muskelhypotonie) hatte. Mit zwei Jahren konnte er mithilfe einer Person das erste Mal stehen und ein halbes Jahr später den ersten Schritt an der Hand machen. Erst mit drei Jahren konnte er zum ersten Mal frei stehen. Das Hauptproblem bei Jimmy ist eine Dyskinetische Bewegungsstörung. In seinem Fall bedeutet das, dass seine Bewegungen oft unkontrolliert sind und über das Ziel hinausschießen. Dadurch fällt es ihm schwer, sein Gleichgewicht zu halten und präzise Bewegungen auszuführen. Trotz dieser Bewegungseinschränkungen ist Jimmy ein sehr glückliches Kind, das sich gerne bewegt und auch keine Angst vor Stürzen hat. Vor allem in der Therapie ist er immer bereit, alles zu geben und nutzt dieses Setting, um sich auszupowern.
Therapiegestaltung nach Jimmy’s Zielen
Die Intensivtherapiewoche wurde nach zwei Zielen gestaltet: Länger frei stehen und mehr Schritte ohne Unterstützung gehen können. Dazu kombinierten unsere Physiotherapeut:innen verschiedene Trainingsmethoden, um seine Muskulatur zu stärken und ihm die notwendige Kontrolle über seine Bewegungen zu geben.
Mit robotikunterstütztem Training konnte gezielt an Jimmys Gehbewegungen gearbeitet werden: Der Gangtrainer Perpedes half seinem Körper nicht nur die richtige Ganghaltung zu erlernen, sondern auch seine Bewegungsausdauer zu verbessern.
Für ein sicheres Gehen braucht es aber auch eine gute Balance und Koordination. Diese wurde spielerisch durch Hindernisparcours trainiert, um für den Vierjährigen trotz anstrengenden Trainings eine motivierende Umgebung zu schaffen. Auch Ballspiele und Wurfaufgaben erfüllten diese Intention und forderten gleichzeitig seine Muskulatur heraus.
Weil die Stabilität des Rumpfes die Grundlage für kontrollierte Bewegungen und Gleichgewicht bildet und Jimmy beim Gehen und Stehen Schwierigkeiten hat, seinen Körper zu stabilisieren, kam unsere Bobathrolle zum Einsatz. Diese wurde in verschiedenen Körperhaltungen, wie dem freien Sitz, verwendet. Und zur Verbesserung der Körperspannung überlegten sich unsere Physiotherapeut:innen abwechslungsreiche Übungen auf dem Pezzi-Ball.
Nachhaltige Verbesserungen
Jimmys Bemühungen, Motivation und Kampfgeist haben sich ausgezahlt: Konnte er zu Beginn der Intensivtherapie nur drei freie Schritte gehen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren, waren es nach nur einer Woche bereits sieben. Auch seine Rumpfstabilität und die Kontrolle über seine Bewegungen verbesserten sich sichtbar.
Seine Mutter berichtete, dass Jimmy mit wachsender Begeisterung neue Bewegungen ausprobiert und seine neugewonnenen Fähigkeiten in den Alltag integriert. Das konnte sie unter anderem daran erkennen, dass er häufiger krabbelt, was zuvor nicht der Fall war, da er sich meistens nur durch Rutschen am Gesäß fortbewegt hat. Das zeigt, dass unsere Therapie nicht nur während der Einheiten wirkt, sondern auch nachhaltig positive Effekte hat. Die Werte der nachfolgenden Tabelle zeigen, wie sich Jimmys Leistungen anhand von Testungen, die jeweils am ersten und letzten Therapietag durchgeführt wurden, verbessert haben:
| 10.03.2025 | 14.03.2025 |
Frei Stehen | 39 Sekunden | 31 Sekunden --> nicht aussagekräftig aufgrund von Müdigkeit und Desinteresse stehen zu bleiben |
Frei Gehen | 3 Schritte | 7 Schritte |
Gehen mit Hilfe | Überschießende Bewegung in der Schwungbeinphase
|
Überschießende Bewegung ist weiterhin dabei, vor allem, wenn vor ihm jemand/etwas ist, wo er schnell hin möchte |
Großes Potenzial
Jimmy hat in dieser Woche beeindruckende Fortschritte in seiner Therapie gemacht. Es fällt ihm nun zunehmend leichter, aufzustehen und freie Schritte zu setzen, auch wenn er noch oft hinfällt. Das stört ihn allerdings kaum und hält ihn nicht davon ab weiterzumachen. Mittlerweile setzt er die ersten Schritte langsamer und gezielter, was einen wichtigen Meilenstein darstellt. In der Therapie zeigte er sich außerdem als fröhliches und bewegungsfreudiges Kind, das an den Übungen meistens mit viel Engagement und Begeisterung teilnahm. Besonders bemerkenswert ist nach der Intensivtherapie seine steigende Ausdauer beim Stehen und Gehen. Diese positive Einstellung und seine Bereitschaft, immer weiter zu lernen, lassen darauf hoffen, dass er weiterhin große Fortschritte machen wird.
So geht es weiter
Nach dieser erfolgreichen Intensivwoche geht es für Jimmy nun darum, diese Fortschritte weiter auszubauen. In der nächsten Intensivtherapie bei uns im Sommer liegt der Fokus verstärkt auf der Kräftigung seines Rumpfes, um ihm schrittweise mehr Eigenständigkeit beim Gehen zu ermöglichen. Außerdem planen sind längere Pausen zwischen den Therapieeinheiten eingeplant, damit er seine volle Energie für jede Trainingseinheit nutzen kann.
Jimmy hat uns einmal mehr gezeigt, wie viel mit Motivation, gezieltem Training und der richtigen Unterstützung möglich ist. Wir freuen uns darauf, ihn auf seinem weiteren Weg zu begleiten und bei neuen Herausforderungen zu unterstützen!
Großzügige Spende für Intensivtherapie

Die Intensivtherapie von Cemal im März 2025 wurde dank einer großzügigen Spende des Vereins freiraum-europa ermöglicht. freiraum-europa unterstützt vorwiegend Kinder und Jugendliche, die vom Schicksal schwer getroffen wurden. Die positiven Entwicklungenseit der Gründung sind den vielen haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen von freiraum-europa zu verdanken. freiraum-europa unterstützt im In- und Ausland behinderte Menschen in Notlagen mit Sach- und Geldspenden sowie Beratungs- und Bildungsleistungen. "Es ist uns wichtig, insbesondere dort zu helfen, wo Hilfe am nötigsten ist“.
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