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AutorenbildSarah Isak

„Mein Ziel war immer wieder gehen zu können“ – Erfahrungsbericht nach Rückenmarksverletzung

Aktualisiert: 9. Aug. 2022

Nach einer Operation an der Wirbelsäule wurde das Rückenmark von Klaus verletzt. Die Folge: Lähmungen des linken Beines und der Bauchmuskulatur und in weiterer Konsequenz der Verlust der Gehfähigkeit. Seit Juni 2021 absolviert er eine Bewegungstherapie bei HOME4MOTION und kann mittlerweile mit Unterstützung und Nordic Walking Stöcken wieder gehen.


Im Frühling 2021 erlitt Klaus bei einer Operation an der Wirbelsäule eine Schädigung des Rückenmarks. „Die Ärzte haben mir nach der Operation gesagt, dass sie das linke Bein überprüft haben, aber es nicht reagiert hat. Ich war geschockt und bin in Tränen ausgebrochen“, erzählt Klaus von dem Moment als er aus der Narkose erwachte. Seitdem sind sein linkes Bein und seine linke Bauchwandmuskulatur teilgelähmt, wodurch seine Beinmotorik bei Bewegungen wie Gehen oder Aufstehen eingeschränkt ist. Statt sechs Tagen wurden es drei Wochen Spitalsaufenthalt, gefolgt von einer 7-wöchigen Reha. Nach der Reha ohne wesentliche Verbesserungen, wurde Klaus durch seine Frau auf unser Therapiezentrum aufmerksam. Seitdem trainiert er zwei Mal in der Woche bei HOME4MOTION. Im März 2022 nahm er an einer Intensivtherapie teil. Über zwei Wochen trainierte er an vier Tagen pro Woche drei Stunden am Tag. So eine Intensivtherapie ist besonders wirksam, da für das Neuerlernen von Aktivitäten viele Wiederholungen in verschiedenen Settings benötigt werden.


Mein Ziel war, von der Reha weg und auch hier bei HOME4MOTION, dass ich wieder gehen und laufen kann. Ich bin eigentlich ein sportlicher Typ – ich habe Golf gespielt und bin Rad gefahren – aber dazu brauch ich meine Beine“, erzählt Klaus.


Fokus der Intensivtherapie

Die Schwäche seines linken Beines und seiner Bauchmuskulatur ist das Hauptproblem von Klaus. Das führt dazu, dass er nicht stabil auf seinem linken Bein stehen kann und somit das Gehen erschwert und unsicher ist. Aus diesem Grund lag der Fokus der Therapie vor allem darauf, sein linkes Bein und seine Gesäßmuskulatur zu kräftigen. Beides ist für die Stehkraft und das Gleichgewicht während des Gehens sehr wichtig. Dazu wurden einerseits funktionelle Übungen gemacht und andererseits mit unseren computer- und robotikgestützten Therapiegeräten trainiert.


Mit verschiedenen Settings zum Erfolg

Gleichgewicht und Stabilisation während des Gehens wurde mit der Gleichgewichtsplatte „Tymo“ und einer MFT-Platte trainiert. Das Therapiegerät „Tymo“ ist eine tragbare Balance-Plattform mit eingebauten Sensoren, die Körperschwankungen bei der Haltungs- und Gleichgewichtsregulation messen kann. Mit Tymo wurde das Gleichgewicht geübt und die Wahrnehmung der Gewichtsübername auf das betroffene linke Bein geschult und die Beine gekräftigt.

Das wird auch besonders mit der MFT-Platte trainiert. Die MFT-Platte ist instabil, wodurch es für Klaus höchst herausfordernd ist, darauf zu stehen und Übungen, wie Gewichtsverlagerungen nach vorne und hinten oder von links nach rechts zu machen. Von Mal zu Mal konnte er besser auf der Platte stehen und auch teilweise seine Hände kurz lösen und freistehen.


„Bewegungen wieder neu lernen oder verbessern, funktioniert nur mit richtiger Ausführung und sehr vielen und korrekt ausgeführten Wiederholungen“, erzählt Sarah Isak, Physiotherapeutin bei HOME4MOTION. Durch unseren robotikgestützten Gangtrainer „Lyra“ ist das möglich. Mit Lyra konnte Klaus die einzelnen Gangphasen als gesamten Gehablauf üben. Durch das rhythmische Gehen und die zyklische Aktivierung und Entspannung der Beinmuskulatur wird die adäquate aktive Bewegung der Beine, sowie die Ausdauer und Kraft der Beinmuskulatur verbessert. Klaus erzählt:

„Der Gangtrainer war am Anfang gewöhnungsbedürftig für mich, aber es geht immer besser, muss ich sagen. Es haben sich auch Fortschritte gezeigt – das Gehen wurde kontinuierlich besser.

Der Rumpf ist fest verknüpft mit den Beinen, darum ist es sehr wichtig auch diesen zu trainieren. Übungen am Pezziball und mit dem Pablo Sensor fördern die Rumpfkontrolle und die Rumpfkraft.



Erfolgreiche Therapie für mehr Selbstständigkeit im Alltag

Alles Erlernte an den Geräten muss auch in den Alltag übertragen werden. Zum täglichen Training gehörte es z.B. mit Nordic Walking Stöcken zu gehen. Dabei musste die Physiotherapeutin zu Beginn der Therapie noch das Becken von Klaus stabilisieren, jedoch am Ende nur mehr in seltenen Fällen, wenn er beispielweise das Gleichgewicht verlor. Auch die Aufrichtung während des Gehens konnte Klaus besser umsetzen und die Stabilität des betroffenen Beines verbessern.


Zusätzlich wurde auch täglich das Treppensteigen hinauf und hinunter geübt. Zu Beginn der Therapie benötigte er noch Hilfe beim Belasten seines linken Beines, zum Schluss konnte er das selbst durchführen.


Messbare Erfolge

Um objektiv bewerten zu können, ob unsere Patienten Fortschritte machen, führen wir jedes Mal eine genaue Anfangsuntersuchung durch. Die Tests dieser Untersuchung werden während und am Ende des Therapieblocks wiederholt, damit wir ein optimales Training gewährleisten können.


Unsere Messungen zeigen: Klaus hat sich nicht nur subjektiv, sondern auch objektiv verbessert. Dazu wurden zwei Tests durchgeführt:


Klaus beim Sit-to-Stand Test
Klaus beim Sit-to-Stand Test

3x Sit to Stand ohne Festhalten

= 3 Mal von sitzender Position aufstehen

Zu Beginn der Therapie benötigte Klaus 31 Sekunden, am Ende nur mehr 13 Sekunden. Diese Messungen zeigen, dass sich Gleichgewicht und Beinkraft verbessert haben. Die deutliche Verbesserung der dazu benötigten Zeit spricht eindeutig dafür.




Klaus führt den 6-Minuten-Gehtest durch
Klaus führt den 6-Minuten-Gehtest durch

6-Minuten-Gehtest

Beim 6-Minuten-Gehtest geht es darum, in einer Zeit von 6 Minuten in Begleitung und überwacht durch eine/n Physiotherapeut:in so weit wie möglich zu gehen.

Der Test wurde mit einer Physiotherapeutin und 2 Nordic Walking Stöcken durchgeführt. Zu Beginn der Therapie musste die Physiotherapeutin bei jedem Schritt mithelfen. Das Ergebnis waren 35 Meter.

Am Ende der Therapie konnte Klaus ohne Hilfe mit Nordic-Walking Stöcken 30 Meter gehen. Die Physiotherapeutin musste nur zwei Mal kurz helfen, als er aus dem Gleichgewicht kam.


Es heißt dranbleiben

Für Klaus war die Intensivtherapie ein Erfolg. Vergleicht man den Anfang und das Ende der Therapie, wird deutlich, dass Klaus schon viel weniger Unterstützung während des Gehens benötigt. Außerdem hat sich die Aufrichtung des Rumpfes und seine Stabilität während des Gehens verbessert.

„Vor der Intensivtherapie hatte ich schlaflose Nächte, ob ich das wohl schaffen werde. Weil ich bin, jetzt im Februar 69 gewesen und es ist nicht wie bei 35-Jährigen. Ich war schon nervös. Die erste Woche war sehr anstrengend, aber der letzte Tag hat dann gezeigt, dass mehr Übung, mehr Erfolg bringt“, berichtet Klaus nach seiner Intensivtherapie.

Klaus kommt seinem Ziel, die Selbständigkeit während des Gehens zu erhöhen und langfristig ganz ohne Hilfsperson zu gehen, immer näher. Jetzt heißt es aber dranbleiben! Nicht nur in der wöchentlichen Bewegungstherapie in unserem Therapiezentrum, sondern auch zu Hause.

Denn so wie Klaus selbst sagt:

Umso mehr man trainiert, umso mehr Erfolg hat man. Man muss halt durchbeißen, um seine Ziele zu erreichen“.


Schauen Sie sich auch unser Video zur Therapie von Klaus an:


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