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Robotikgestützte Therapie hilft Nora beim Gehen lernen

Die 11-jährige Nora ist durch infantile Cerebralparese auf den Rollstuhl angewiesen. Nora möchte aber gehen können. Eine robotikgestützte Intensivtherapie hilft ihr dabei.

Ein Kind mit Brille und ICP sitzt in einem Rollstuhl
Nora möchte auf Fotos nicht gezeigt werden, will aber ihre Geschichte erzählen

Die 11-jährige Nora leidet aufgrund einer infantilen Zerebralparese, dessen Ursache bis heute nicht geklärt ist, an einer spastischen inkompletten Lähmung beider Beine (Paraparese). Das zeigt sich vor allem durch eine eingeschränkte Gehfähigkeit. Deshalb ist sie hauptsächlich mit dem Rollstuhl mobil, das Nora aber unbedingt ändern möchte.


Aufgrund der Spastik in ihren Beinen hatte sie auch beginnende Muskelverkürzungen. Eine umfangreiche Myofasziotomie, bei der die verkürzten Muskeln minimalinvasiv angeritzt und damit verlängert wurden, erleichterte ihr die Knie- und Hüftstreckung auf beiden Seiten. Nach einer Heilungsphase startete Nora in ihren Sommerferien ein ganz besonderes Programm. Von 22.08. bis 09.09. absolvierte das hoch motivierte Mädchen eine dreiwöchige Intensivtherapie in unserem Therapiezentrum HOME4MOTION in Wien.


Intensivtherapie in den Sommerferien

Ziele der Intensivtherapie war die Verlängerung der Gehstrecke, die Verbesserung der Kniestreckung und der Rumpfaufrichtung, genauer gesagt die Aufrichtung der Brustwirbelsäule, sowie die Aufrichtung in den Gangphasen.

Gangtherapie am PerPedes
Symbolfoto: Gangtherapie am PerPedes

Um die Gehstrecke zu verlängern, fand das Gehtraining unter anderem auf unserem Gangtrainer PerPedes statt. Der Gangtrainer ermöglicht, unter Abnahme des Körpergewichts, eine hohe Anzahl an Schritten zu machen, wie man sie sonst kaum erreichen kann. Gesichert durch ein Gurtsystem können wir durch viele Wiederholungen und Reize in aufrechter Position, die Muskulatur zum Gehen aktivieren. Zusätzlich fand auch sehr viel Gehtraining mit unserem Gehbarren und konventioneller Physiotherapie statt. Hier ist Nora auf eine andere Weise gefordert, denn im Gegensatz zum Gangtrainer, der Schrittlänge etc. genau vorgibt, musste Nora am Gehbarren viel selbstständiger den Bewegungsablauf während des Gehens ausführen. Mit Unterstützung und Anleitung unserer speziell auf neurologische Erkrankungen ausgebildeten Physiotherapeut:innen wurde das freie Stehen und Gehen geübt.


Für die Optimierung der Gangphasen war die Verbesserung der Kniestreckung und die Stärkung der Beinmuskulatur nötig. Die Belastbarkeit der Beine und der Beinachse werden dadurch optimiert. Damit die besagte Kniestreckung gelingen konnte, war auch die Minderung der Spastik (Tonus) in den Muskeln der inneren und hinteren Oberschenkelmuskeln (Adduktoren und Knieflexoren) ein zentraler Therapieinhalt.

2 Kinder üben am Therapiegerät Myro
Symbolfoto: Therapie am Myro

Die Rumpfaufrichtung war auch ein wichtiger Bestandteil der Intensivtherapie. Dazu wurde unsere Therapiegeräte „Pablo“ und „Myro“ sowie der Pezziball verwendet. Unterschiedliche Sensoren können jede Bewegung ermitteln und ermöglichen dadurch vielseitige Einsatzmöglichkeiten. Um die Rumpfaufrichtung zu verbessern, wurde dazu z.B. der Pablo-Sensor am Brustbein befestigt und am „Myro“ verschiedene Therapiespiele wie Ballon fahren oder Äpfel sammeln gespielt und der Oberkörper nach oben oder unter oder links oder rechts bewegt. Am Pezziball musste Nora mit ihrer Hüftbewegung Kreise oder andere Bilder malen. Die interaktiven Trainingsspiele regen dabei auf unterhaltsame und ansprechende Weise zur Wiederholung von Bewegungsabläufen an. Das hat Nora an unserer Therapie besonders Spaß gemacht, weshalb sie motiviert jedes Gerät und jede Übung absolvierte.


Bemerkenswerte Verbesserungen

Um objektiv bewerten zu können, ob unsere Patient:innen Fortschritte machen, führen wir jedes Mal eine genaue Anfangs- und Enduntersuchung durch.


Insgesamt haben sich ihre Rumpfstabilität, ihre Gleichgewichtsreaktion und ihr Aufrichten bemerkenswert verbessert. Das zeigt sich auch in ihren Werten.


Nora konnte am Ende der Intensivtherapie ganze 6 Schritte ohne Festhalten gehen und 67 Sekunden freistehen. Für beides bedeutet dies eine Verdopplung ihrer Werte.

Therapiestart

Therapieende

Freie Schritte

2

4 – 6

Freies stehen

30 Sekunden

1 Minute 7 Sekunden

Ein weiterer Test war der 10-Meter Gehtest. Dabei geht es darum, die Strecke von 10 Metern so schnell wie möglich zu gehen. Zu Therapiebeginn benötigte sie dafür 25,6 Sekunden und zu Therapieende konnte sie die Zeit um 7,6 Sekunden verbessern. Sie benötigte also weniger Zeit für die Strecke.

Therapiestart

Therapieende

10-Meter-Gehtest

(mit Hilfsperson)

25,6 Sekunden

18 Sekunden

Die Verbesserung ihres Aufrichtens zeigt sich in der aktiven und passiven Kniestreckung. Bei der passiven Kniestreckung (Nora liegt am Rücken und der/die Physiotherapeut:in bringt das Knie passiv in Streckung) hat sich der Winkel im linken Bein um 10° und im rechten Bein um 5° verbessert. Auch bei der aktiven Kniestreckung im Stehen (Nora steht und muss aktiv ihr Bein strecken) hat sich der Winkel um 10° verringert.

Therapiestart

Therapieende

Passive Kniestreckung

Links: 30°

Rechts: 25°

Links: 20°

Rechts: 20°

Aktive Kniestreckung im Stand

40°

30°

Fortschritte bringen Motivation

Die Intensivtherapie war objektiv ein Erfolg. Was allerdings noch viel wichtiger ist, ist der persönliche Erfolg von Nora und ihrer Familie. Nora selbst hat bemerkt, dass sie viel mehr Kraft und Ausdauer hat, ihre Schritte größer geworden sind und sie auch beim Liegen mehr entspannen kann. Die enormen Fortschritte, die sie sich in den zwei Wochen hart erarbeitet hat, sind nun eine Quelle für Motivation, Freude und Stolz.


Auch Noras Mama ist begeistert:

„Es hat sich jedes Mal ausgezahlt zur Therapie zu kommen. Mit Nora ist so toll umgegangen worden und die Physiotherapeut:innen haben sie super gefordert. Nora hat sich auf jeden Fall verbessert.“

Auch Noras Schwester Lena fielen Verbesserungen auf. Ihr ist aufgefallen, dass Nora nun nicht mehr die ganze Wirbelsäule überstreckt, um einen Gegenstand zu erfassen, sondern sie mittlerweile die Halswirbelsäule gut isoliert bewegen kann und somit fast nur den Kopf bewegt. Besonders vor der OP war das undenkbar, aber auch die Therapie war wichtig, um die OP besonders wirksam zu machen. Noras Vater hat auch beobachtet, dass Nora ihre Beine nicht mehr so mitschleifen lässt.

Ich freue mich schon auf die nächste Therapie. Ich merke nach jeder Intensivtherapie, dass ich Fortschritte mache. Ich konnte ein paar Schritte gehen und mehr als 1 Minute freistehen. Das ist toll." Nora

Auch ihre Freund:innen in der Schule bemerken ihre Fortschritte und freuen sich mit ihr.


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