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Intensivtherapie Lukas: Zwei erfolgreiche Wochen

Wie Lukas die Intensivtherapie nutzte, um seine Fähigkeiten zu entfalten.


Der 8-jährige Lukas hat eine spastische Hemiparese der rechten Körperhälfte, die auf eine Schädigung eines Hirnareals vor der Geburt zurückzuführen ist, auch bekannt als Infantile Cerebralparese (ICP). Auffallend ist eine leichte Außenrotation des rechten Beines und des rechtes Fußes beim Gehen, eine eingeschränkte Beweglichkeit in der Hüfte und eine moderate Einschränkung der aktiven Beweglichkeit von Finger, Hand, Ellbogen und Schulter rechts. Im April machte er in unserer Therapieeinrichtung in Graz eine 2-wöchige Intensivtherapie mit täglich fast 4 Stunden Therapie.


Die Therapieziele waren klar definiert: Verbesserung der Handfunktion, Verwendung von Besteck, Verbesserung des Gangbildes und die Teilnahme an sportlichen Freizeitaktivitäten wie Ballspielen und Rollerfahren. Mit einem engagierten Team von Therapeut:innen wurde daran gearbeitet, diese Ziele zu erreichen.

Kind (Lukas) steht auf einem Bein
Lukas kann sein rechtes Bein als aktives Standbein immer besser nutzen

Und tatsächlich konnten wir tolle Fortschritte verzeichnen! Lukas hat seine Handfunktion verbessert - er kann verschiedene Aufgaben wie Stützen, Halten und Schieben mit der Hand, dem Ellbogen und der Schulter in verschiedenen Situationen durchführen. Durch die Verwendung von Griffverdickungen konnte er am Ende der Intensivtherapie auch Besteck benutzen und seine Nahrung eigenständig greifen und festhalten.

Auch sein Gangbild hat sich positiv entwickelt. Besonders hervorzuheben ist, dass Lukas sein rechtes Bein als aktives Standbein beim Roller fahren, klettern und Fußball spielen genutzt hat. Er konnte so z.B. beim Fußballspielen sein rechtes Standbein so nutzen, dass er gezielte Schüsse auf ein Tor machen konnte.


Vielseitige Therapieansätze

Um diese Erfolge zu erzielen, konzentrierten wir uns in der Therapie auf verschiedene Ansätze. Das Finger-Hand-Therapiegerät Amadeo wurde eingesetzt, um die Tonusregulation zu verbessern und die Kräftigung der Fingerstreckung und Fingerbeugung zu fördern. Mit Pablo, der für die Hand-Arm-Schulter-Rehabilitation genutzt wird, arbeiteten wir daran, den Bewegungsumfang zu vergrößern und die Stabilität in Hand- und Ellbogengelenken zu erhöhen. Außerdem wurden verschiedene Griffarten wie z.B. Faustgriff, Dreipunktgriff (Greifen mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger), Pinzettengriff (Greifen mit Daumen und Zeigefinger) oder zentrierter Griff (Halten einer Gabel zum Essen).


Gleichgewichtstraining und Standbeintraining wurden mit der tragbaren Balance Plattform Tymo durchgeführt. Auch wurden verschiedene Übungen auf dem Balance Pad oder verschiedensten Wackelplatten gemacht. So musste Lukas z.B. auf dem Balance Pad Ninja-Posen machen und übte dabei spielerisch auf einem Bein zu stehen.


Auch unsere beiden robotikgestützten Gangtrainer PerPedes und Lyra kamen in Verbindung mit Zusatzaufgaben wie Werfen und Fangen zum Einsatz. Mit dem Gangtrainer konnte er über viele Wiederholungen das Gehen automatisieren und ein effizienteres Gangbild erlernen. Die Kombination aus Gangtrainer und Zusatzaufgaben wurde genutzt, um Koordination, Gleichgewicht und Rumpfstabilität zu verbessern. Ebenso gehörte dazu gezielte Kräftigungsübungen für seine Beine auf dem Gangphasentrainer Omego zu machen. Omego verfügt über Funktionen wie Radfahren, Treten und Beinpressen und ermöglicht so die unterschiedlichen Muskeln separat und auch im Zusammenspiel zu trainieren.



Lukas, Therapeut Moritz fahren mit Roller
Lukas und Therapeut Moritz beim Rollerfahren

Für die Hand-Feinmotorik wurde ein eigener Feinmotorik-Parcours gestaltet, um Lukas dazu zu ermutigen, seine rechte Hand selbstverständlicher einzusetzen. Dazu gehörte z.B. aus Blöcken einen Turm zu bauen oder Bohnen von einer Schüssel in die nächste zu bewegen (siehe Fotos oben).


Darüber hinaus wurden konventionelles Armtraining und funktionelles Training mit Rollerfahren, Klettern und Ballspielen kombiniert, um die rechte Körperhälfte optimal einzubeziehen.



Nachhaltige Erfolge

Um objektiv bewerten zu können, ob unsere Klient:innen Fortschritte machen, führen wir jedes Mal eine genaue Anfangs- und Enduntersuchung durch. Um Lukas zu motivieren und die Assessments kindgerecht durchzuführen, haben wir mit Lukas am Ende der Therapie ein kleines Sportfest mit eigenem Stempelpass und Urkunde veranstaltet.


Im Einbeinstand konnte Lukas seine Standzeit auf dem linken Bein (von 32 Sekunden auf 44 Sekunden) verbessern. Die Standzeit rechts ist fast gleich geblieben.

Therapiebeginn

Therapieende

Rechts

​3,5 Sekunden

3 Sekunden

Links

​32 Sekunden

44 Sekunden

Die Hüftstabilität bei kontrollierten Ausfallschritten nach vorne erhöhte sich rechts und links von 75 cm auf 85 cm.

Therapiebeginn

Therapieende

Ausfallschritt nach vorne

75 cm (rechts und links)

85 cm (rechts und links)

Der Feinmotorik-Parcours wurde in beeindruckenden 2 Minuten und 14 Sekunden absolviert, im Vergleich zu 2 Minuten und 22 Sekunden zu Therapiebeginn. Lukas war also um 8 Sekunden schneller als zum Therapiestart.

​Therapiebeginn

Therapieende

​Feinmotorik-Parcour

2 Minuten 22 Sekunden

2 Minuten 14 Sekunden

Beim Kraft-Assessment mit dem Therapiegerät Amadeo zeigte seine rechte Hand eine verbesserte Ansteuerung und bei der Fingerstreckung und Fingerbeugung konnte er eine höhere Kraft einsetzen.

Therapiebeginn

Therapieende

Fingerstreckung (Extension)

​0,7 kg

1,1 kg

Fingerbeugung (Flexion)

3,8 kg

4,8 kg


Erfolge und Potenziale: Blick auf die Zukunft

Lukas mit Urkunde auf Kletterwand, Therapeut
Lukas mit seiner Urkunde und Trainingstherapeut Moritz

Lukas hat während seiner 2-wöchigen Intensivtherapie sichtbare Verbesserungen erreicht. Innerhalb der 2 Wochen haben sich einige Bewegungsgewohnheiten verändert und die rechte Hand wurde häufiger und selbstverständlicher eingesetzt.


Wir sind zuversichtlich, dass Lukas noch viele weitere Fortschritte erzielen kann. Sein altersgemäß überdurchschnittlich kräftiger Schultergürtel links, Bein und Rückenmuskulatur, seine Schnelligkeit und Reaktionsfähigkeit lassen auf großes Potential in den Bereichen Bewegungslernen und Anpassungsprozesse an Trainings- und Therapiereize schließen. Deshalb sind viele verschiedene Bewegungserfahrungen und weitere Therapien wichtig und vielversprechend.


Für die kommenden Therapiephasen haben wir klare Ziele vor Augen. Wir möchten Lukas dabei unterstützen, einen vollständig kontrollierten Faustschluss zu erreichen und die bewusste und unbewusste Verwendung seiner rechten Hand in alltäglichen Aktivitäten zu fördern. Außerdem ist es unser Ziel, dass er während der kommenden Wachstumsphasen seine erlangten Fähigkeiten und Fertigkeiten aufrechterhalten kann.



Lukas, wir sind stolz auf dich und freuen uns darauf, dich auf deiner Reise zu begleiten und deine Fortschritte weiterhin zu unterstützen!


 

Logo vom Verein freiraum-europa

Großzügige Spende für Intensivtherapie

Die Intensivtherapie für Lukas im April 2023 wurde dank einer großzügigen Spende des Vereins freiraum-europa ermöglicht. freiraum-europa unterstützt vorwiegend Kinder und Jugendliche, die vom Schicksal schwer getroffen wurden. Die positiven Entwicklungen seit der Gründung sind den vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen von freiraum-europa zu verdanken. freiraum-europa unterstützt im In- und Ausland behinderte Menschen in Notlagen mit Sach- und Geldspenden sowie Beratungs- und Bildungsleistungen. "Es ist uns wichtig, insbesondere dort zu helfen, wo Hilfe am nötigsten ist“.

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