Nach einem Herzstillstand ist die 27-jährige Selina im Wachkoma. Robotikgestützte Bewegungstherapie ermöglicht die Aktivierung von Bewegungsabläufen, die Reduktion von Spastik und die Verbesserung des Kreislaufs.
Profibasketballerin, Volleyball, Laufen, Tennis - dies sind nur einige wenige Sportarten und Hobbies den die junge Medienplanerin Selina neben Beruf und Studium den größten Teil ihrer Freizeit gewidmet hat. Ein junges, motiviertes Mädchen, immer mit dem Ziel einen neuen Rekord aufzustellen und sich ständig zu verbessern. Doch dann der Schicksalsschlag... Beim Lauftraining blieb das Herz der jungen Sportlerin durch eine Reizleiterstörung plötzlich stehen. Sie wurde 90 Minuten reanimiert und mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Die Ärzte konnten sie retten, jedoch mit schwerwiegenden Folgen. Die Sauerstoffunterversorgung des Gehirns war so schwer, dass sie im Krankenhaus die Diagnose Wachkoma erhielt. Daraufhin folgte ein dreimonatiger Aufenthalt in einer speziellen Neuro-Rehaklinik. Anschließend übernahmen die Eltern die Betreuung. Diese kümmern sich nun liebevoll und fürsorglich um ihre bereits erwachsene Tochter und versuchen ihr so viele Inputs wie möglich zu geben, um ihren Zustand zu erhalten bzw. zu verbessern.
Selina macht verschiedenste Heimtherapien (Massage, Logopädie, Ergotherapie…) und kommt zusätzlich drei Mal pro Woche in unserer Therapiezentrum HOME4MOTION in Wien. Dabei liegt der Fokus bei der Kreislaufanregung, Förderung der Wachheit, Vertikalisierung, Setzung von sensorischen und motorischen Reizen sowie Reduktion der Spastik und Erhalt der Gelenksbeweglichkeit. Zwei Mal pro Woche steht Selina im dynamischen Stehtisch und geht am Perpedes, einmal wöchentlich trainiert sie konventionell.
Robotikgestützte Bewegungstherapie
Mit dem dynamischen Stehtrainer „Balo“ kann durch die Bewegung im Stehen in verschiedene Richtungen Reize für das Gleichgewicht gesetzt und die Orientierung im eigenen Körper bei Lageveränderungen im Raum verbessert werden. Mit Spielen während der Bewegung bekommt sie zusätzlich noch visuelle Reize.
Am Gangtrainer „Perpedes“ ist das Ziel das Gangmuster zu automatisieren und Bewegungsabläufe zu speichern. Gehen mit dem Perpedes hilft auch bei der Kreislaufaktivierung, der Wachheit und zur Kräftigung der Beine mit dem Ziel selbst Gewicht übernehmen zu können. Während Selina im Gehtrainer geht, unterstützt die Physiotherapeutin die Streckung der Kniegelenke. Dadurch schafft es Selina, immer wieder mehr Gewicht selbst zu übernehmen und die Knie mitzustrecken. Ziel ist es, diese Kniestreckung und Gewichtsübernahme zu automatisieren und immer wieder zu reproduzieren.
Konventionelle Physiotherapie
Zusätzlich zur Therapie am Perpedes und am Stehtisch kommt Selina noch einmal pro Woche zur konventionellen Therapie. Hierbei geht es darum, die Beweglichkeit in allen Gelenken zu erhalten, spastische Muster zu dehnen, Bewegungsübergänge/-abläufe zu erlernen (z.B. Lagewechsel vom Sitz in die Rückenlage, drehen in Rückenlage…), selektive Bewegungen anzubahnen und das Gleichgewicht bzw. das Gleichgewichts-System in verschiedenen Ausgangsstellungen anzusprechen (wie zum Beispiel beim Aufstehen aus dem Rollstuhl) und zu trainieren.
Kleine Fortschritte mit großer Wirkung
Für Patienten:innen im Wachkoma ist das Ziel in der Physiotherapie Funktionseinschränkungen zu mindern und den Patienten:innen Selbstständigkeit und Autonomie zurückzugeben. Durch unsere robotikgestützten Therapiegeräte und die passive bzw. assistive Bewegungsausführung wird dies gefördert und hat bei Selina kleine, aber feine Fortschritte gebracht. Sie kann mit Unterstützung bereits immer öfter Gewicht im Perpedes übernehmen, sie hat keine Verkürzung ihrer Muskeln, das Sitzen im Rollstuhl ist sicherer und symmetrischer und bei Bewegungen mit dem dynamischen Stehtrainer krampft sie weniger und folgt oft interessiert den Spielen am Bildschirm.
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