Elisa ist ein fröhliches und quirliges Mädchen voller Energie. Sie lacht gerne und ist immer für einen Spaß zu haben. Es fällt auf, dass ihr rechter Arm mit wenig Spannung an ihrer Schulter herabhängt und sie Tätigkeiten fast ausschließlich mit ihrer linken Hand durchführt. Braucht Elisa beide Hände und Arme, nimmt sie mit der linken die rechte Hand und führt sie in Windeseile dorthin, wo sie sie gerade benötigt. Das tut sie geschickt und mit einer Selbstverständlichkeit, wie sie für ein fünfjähriges Mädchen selten ist. Doch für Elisa und ihre weitere körperliche Entwicklung ist es wichtig, dass sie auch ihren rechten Arm bewusst bei Aktivitäten einsetzt, um ihre Beweglichkeit und Stabilität zu fördern. Aus diesem Grund kam sie Ende September eine Woche zur Intensivtherapie ins HOME4MOTION Graz.
Ausgangssituation
2022 hatte Elisa eine Rückenmarksentzündung (Myelitis), aufgrunddessen plötzlich eine Lähmung (Parese) des rechten Armes auftrat und dessen Erschlaffung bewirkte. Seitdem erhielt sie dauerhauft Ergotherapie und Physiotherapie mit dem Ziel die Bewegungen ihres Armes zu steigern. Zwar zeigt Elisa recht gute Aktivitäten der Finger und der Hand, allerdings kann sie die Schulter und Ellenbogen nicht adäquat anspannen und dementsprechend einsetzen. Zusätzlich fällt ihr es schwer sich mit ihrem rechten Arm in eine Stützposition zu begeben und auch die Oberarmmuskeln Biceps und Triceps kann sie nicht ansteuern. Aufgrund dieser daraus resultierenden Schulterinstabilität besteht bei Elisa ein erhöhtes Risiko einer Schulterausrenkung. Sie sagt aber selbst, dass sie keine Schmerzen hat.
Zieldefinierung
Basierend auf dieser Ausgangssituation kristallisierten sich für unsere Therapeutinnen Martina und Rebecca folgende Trainingsziele für Elisa heraus: Der Fokus lag auf dem Kraftaufbau der Muskeln, die zur Stabilisation ihrer rechten Schulter notwendig sind. Dadurch sollte Elisa lernen, gezielt ihre Kraft in diesem Bereich zu aktivieren. Als besonders wichtig stellte sich die Förderung der spontanen Nutzung des rechten Armes heraus. Nicht nur damit sie ihn auch im täglichen Leben vermehrt einsetzt, sondern auch dass Elisas Vertrauen in die Fähigkeiten ihres Armes wächst. Dazu gehört auch die Schulung der Öberflächen- und Tiefenwahrnehmung, also das Gespür, wie und wo der Arm bewegt wird. Ein weiterer Fokus lag außerdem auf dem Ausbau des Pinzettengriffs, das gezielte Greifen kleiner Objekte, mit dem Ziel die Feinmotorik der rechten Hand zu fördern und ihr so Alltagshandlungen zu erleichtern.
Therapiealltag
Die Therapie für Elisa war geprägt von einer Vielzahl von Bewegungserfahrungen, die oftmals spielerisch durchgeführt wurden. Denn die Fünfjährige tat sich zu Beginn des Öfteren schwer sich für Übungen zu motivieren oder lehnte diese ganz ab - vor allem Bewegungen, die das Stützen und die Schulterfunktionen stärken sollten. Deswegen wurde das vermehrt mit unserem Mulitball und Multiboard geübt. Dabei konnte Elisa über aktive Armbewegungen PC-gesteuert Spiele spielen. Der Multiball half vor allem den Unterarm und die Hand zu trainieren, mit dem Board konnte das symmetrische Stützen und Aktivieren des Triceps und Biceps geübt werden. Da Elisa Schwierigkeiten beim Beugen von Daumen und Zeigefinger, sowie beim Strecken von Mittel- und Ringfinger hat, erwies sich unser Trainingsgerät Amadeo als ideale Unterstützung dem entgegenzuwirken.
Gegen Ende der Therapieeinheiten sank Elisas Konzentration jedoch oft: In diesen Momenten setzte Therapeutin Martina verstärkt auf Übungen mit viel Bewegungs- und Spielelementen, wie dem Klettern auf der Kletterwand für die Aktivierung der Armmuskulatur, Aktivitäten mit dem Skateboard zur Verbesserung ihrer Schulterstabilisation oder Übungen mit Knete, die dem Aufbau der Griffkraft dienten. Besonders der "Flieger", bei dem Elisa von Rebeccas Beinen in die Luft gedrückt wurde und sich dabei mit ihren Händen auf denen ihrer Therapeutin so gut es ging abstützen musste, um in der Höhe zu bleiben, machten ihr besonders Spaß. Dabei merkte man auch das wachsende Vertrauen, das das kleine Mädchen über den Zeitraum der Intensivtherapie zu unseren Therapeutinnen aufgebaut hatte.
Tolle Fortschritte
Das gesteigerte Vertrauen zu Rebecca und Martina und die Kreativität der Trainingseinheiten hatten die Folge, dass sich Elisa im Laufe der Woche immer mehr auf die Übungsideen einließ und diese von Anfang bis Ende durchführte. Und ihre Durchhaltevermögen hat sich bewährt: Zum Schluss konnte man deutlich sehen, dass sich sich Elisas Muskeltonus im rechten Arm gesteigert hat. Dies zeigte sich dadurch, das sie beim Klettern aktiv mithalf ihre rechte Hand nach oben zu greifen und sich auch besser an der Wand halten konnte, wenn sie links weitergreifen wollte. Beim Hantieren mit der Knete setzte sie ihre rechte Hand immer öfter unaufgefordert spontan ein und auch das Schneidebrett rutschte beim Schneiden der Knete weitaus weniger weg als zu Beginn der Therapie. Das ist ein Zeichen dafür, dass die rechte Hand als Haltehand stärker arbeitet. Auch ihre Mutter berichtete, dass sie beim Spielen zuhause ihre rechte Hand bewusster einsetzt.
Hier Elisas Verbesserungen anhand konkreter Übungen vor und nach der Intensivtherapie:
Vorher (23.09.24) | Nachher (27.09.24) | |
Box & Block Test: Blöcke von einer Kiste in eine andere legen innerhalb einer Minute | rechts: 7 links: 28 | rechts: 12 links: 29 |
Amadeo: aktive Beweglichkeitsmessung der rechten Hand | Streckung: 1. Daumen: 3,45% 2. Zeigefinger: 29,22% 3. Mittelfinger: 0% 4. Ringfinger: 0% 5. Kleiner Finger: 13,22% Beugung: 1. Daumen: 23,99% 2. Zeigefinger: 1,05% 3. Mittelfinger: 40,62% 4. Ringfinger: 45,57% 5. Kleiner Finger: 2,74% | Streckung: 1. Daumen: 85,03% 2. Zeigefinger: 100% 3. Mittelfinger: 5,75% 4. Ringfinger: 19,5% 5. Kleiner Finger: 85,43% Beugung: 1. Daumen: 100% 2. Zeigefinger: 68,58% 3. Mittelfinger: 100% 4. Ringfinger: 100% 5. Kleiner Finger: 55,72% |
Diese beeindruckenden Fortschritte zeigen, dass Elisas Leistungen mit dem rechten Arm erheblich gesteigert werden können, wenn man sie regelmäßig motiviert diesen bewusst bei alltäglichen Bewegungen einzusetzen. Hierbei ist ihr familiäres und therapeutisches Umfeld der größte Förderfaktor, um ihre Fähigkeiten weiter auszubauen. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, ist bereits eine weitere Intensivtherapie bei uns im HOME4MOTION Graz geplant. Wir freuen uns Elisa weiterhin auf ihrem Weg begleiten zu dürfen!
Großzügige Spende für Intensivtherapie
Die Intensivtherapie von Elisa im Septmeber 2024 wurde dank einer großzügigen Spende des Vereins freiraum-europa ermöglicht. freiraum-europa unterstützt vorwiegend Kinder und Jugendliche, die vom Schicksal schwer getroffen wurden. Die positiven Entwicklungenseit der Gründung sind den vielen haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen von freiraum-europa zu verdanken. freiraum-europa unterstützt im In- und Ausland behinderte Menschen in Notlagen mit Sach- und Geldspenden sowie Beratungs- und Bildungsleistungen. "Es ist uns wichtig, insbesondere dort zu helfen, wo Hilfe am nötigsten ist“.
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